Zur Abwechslung gibt es diesmal keine spannende Busgeschichte zu erzählen. Wir stiegen vormittags in Cusco zu viert in den Bus, starteten eine halbe Stunde verspätet, fuhren durch recht schöne Landschaften und kamen nachmittags pünktlich eine Stunde zu spät in Puno am Titicacasee an. Der ganz normale südamerikanische Busalltag also.
In Puno selbst gibt es nicht viel zu sehen, der See hat dafür aber umsomehr. Mit einer maximalen Ausdehnung von 200 km Länge und 65 km an der breitesten Stelle hat er eine Oberfläche von knapp 8500 Quadratkilometern und ist damit fast 13 mal grösser als der Bodensee. Hoheitlich von Peru und Bolivien geteilt, macht ihn die Lage von 3830 Meter über dem Meeresniveau vom zweitrössten See Südamerikas zum höchstgelegenen, komerziell schiffbaren Binnengewässer der Welt.
Mit Julia und Peter unseren Reise-Stalkern, machten wir uns auf eine zweitägige Schiffstour, um das See-henswerte des Sees zu see-hen. Schon ein paar Kilometer westwärts, noch immer in der Bucht von Puno gelegen gibts die sogenannten “Islas flotantes”, die schwimmenden Schilfinseln der Uros.
Einst haben sich die Uros einer Auseinandersetzung am Festland entzogen und haben sich mit ihren Schilfbooten auf dem Wasser sesshaft gemacht. Später begannen sie schwimmende Wurzelblöcke von abgestorbenem Schilf zusammenzubinden, darüber kreuz und quer mehrere Lagen Schilf zu schichten und auf dieser künstlichen schwimmenden Insel ihre sehr einfachen Häuser - ebenfalls aus Schilf zu bauen. Bis heute. So existieren laut unserem Guide nachwievor etwa 60 dieser schwimmenden Inseln auf denen rund 1500 Menschen leben. Auf der einen Insel die wir besuchten leben neun Familien mit insgesamt 32 Personen. Als Tourist könnte man meinen die machen das tagsüber für uns als Show und fahren Abends mit ihren Motorbooten wieder ans Festland. Ist aber nicht so. Auch wenn der Tourismus für sie in letzter Zeit immer mehr Zubrot mit dem Verkauf von handgearbeiten Souvenirs bringt fahren sie nur an Land um ihren gefangenen Fisch oder geschossenen Vogel zu verkaufen oder gegen Gemüse und Früchte zu tauschen. Auch die Schule für die Kinder ist auf dem See.
Mit einem kleinen Modell wurde uns gezeigt wie diese Inseln gebaut werden und wir durften sogar ein “frisches Stück” der Insel kosten. Schmeckt nicht einmal so schlecht, aber mit Gewürzen, Essig und Öl sicher noch besser.
Auf jeden Fall ein ganz besonderer Ort. Ja.
Nachmittags landeten wir dann auf Amantani, einer echten Insel die sich ca. 300 m über den See erhebt und wurden wie alle anderen Teilnehmer bei einer lokalen Familie untergebracht und verpflegt. Je ein einfaches Mittag- und ein Abendessen bestehend aus einer Suppe und einem kleinen Teller mit ein paar Gemüse- und Kartoffelstücken. Zum Frühstück gab es ein trockenes Miniomelette und eine Tasse Tee. Das ganze in einer kleinen Küche mit rauchgeschwärztem Strohdach, die Hausfrau saß am Boden neben dem Herd, der mehr einer Feuerstelle glich und im Hintergrund hörte man die Meerschweinchen quieken.
Wasser gab es genug - um die Insel herum einen ganzen See voll und wenn man es braucht läuft man (meist aber Frau) mit dem Kübel welches holen, egal ob für waschen, kochen oder spülen.
Alles zusammen inkl. Hühnern und dem kleinen Schaf rundherum kam es mir vor wie einfachster Urlaub auf einer Alm ohne Strom, aber für unser gewohntes tägliches Leben unvorstellbar.
Unglaublich wie einfach die Leute hier leben, aber nicht arm oder unglücklich sind.
Zur selben Zeit fand auf Amantani auch gerade ein mehrtägiges Festival statt bei dem sich die Insulaner auf der Plaza versammelten und einige folkloristische Tänze aufführten. Die Tatsache, dass mehr einheimische Zuschauer als knipsende Touristen da waren machte die Geschichte sehr authentisch, daher liessen wir den letzten abendlichen Programmpunkt ausfallen, bei dem alle Touris in Ponchos gesteckt wurden um selbst zu tanzen. Da es unser letzter gemeinsamer Abend mit Julia und Peter war machten wir es uns gemütlich und spielten im Kerzen- und Taschenlampenschein eine Runde Karten.
Am zweiten Tag schifften wir weiter nach Taquile, der nächsten Insel, für Legastheniker nicht zu verwechseln mit Tequila. Da muss man zwar auch schiffen, kommt aber aus Mexico. 
Auf Taquile machten wir einen kleinen Spaziergang mit wunderschönen Ausblicken über den tiefblauen Titicacasee der mit seiner Grösse fasst wie ein Meer wirkt. Nach einer wunderbaren gebratenen Forelle verbrachten wir nocheinmal gute drei Stunden am Boot zurück nach Puno wo wir uns nach unserem wohl letzten touristischen Highlight dieses (Reise-) Jahres von Julia und Peter verabschiedeten, die ihre Perurunde über Arequipa nach Lima allein fortsetzen und wir uns langsam aber sicher ganz in Richtung Osten aufmachen werden …
und hier gehts zu den Fotos
Kommentare:
4 Kommentare zu "3800 m hoch geschifft - zwei Tage am Titicacasee"
Langer am 17. August 2009 um 07:56
Ihr Lieben!
noch kanpp 2 Wochen …
Hurra!
d am 17. August 2009 um 11:37
Hier ist alles in Ordnung, der Sommer zeigt sich von seiner besten Seite, wie er eben sein soll, und ich genieße die Hitze und die daraus resultierende Laaaaangsamkeit, mit der alles geschieht. Schön!
Dazu euer bunter, seenreicher und sehr spannende Insel ~ Bericht …
Das wird mir abgehen, all eure Reiseeindrücke lesen, die Photos bestaunen zu können, jetzt, wo ich mich so daran gewöhnt habe!
Dafür gibt´s euch aber dann wieder in “echt”, und um die Ecke, ist noch schöner!
Bussis an euch, schöne Tage!
Andreas am 17. August 2009 um 13:58
Gaaaaaaaanz schwach, muß ich schon sagen - die Welt wollte euch in peruanischer TRACHT TANZEN sehen!!! “Kartenspielen”, nix als Ausreden…
C. am 17. August 2009 um 15:23
Preciosas las fotos,que maravillosos colores!!!!!