Unterwegs im Reich der Inka
geschrieben von Johannes (12. August 2009)

Der Süden Perus, westlich der Anden bis zur Küste wo wir bisher unterwegs waren, ist sehr trocken und aus meiner Sicht grösstenteils als Wüste zu sehen. Der Vorteil darin besteht, dass wir im hiesigen Winter und nach unseren kühleren Erlebnissen in Agentinien, Chile und Bolivien wieder durchgehend Flip Flops tragen und die Sonne geniessen konnten.

Wie schon so oft geht unsere Reise mit einem Bus weiter und ich muss auch diesmal mit einer Busgeschichte beginnen.
Die Strecke von Nasca nach Cusco, das Mitten in den Anden liegt, hat etwa 330 Luftlinienkilometer. Wegen der vielen Kurven und dem andinen auf und ab berechnen die Busgesellschaften aber 14 Stunden dafür. Ideal für einen Nachtbus, da spart man wieder eine Nacht in einem Hostal und verschläft die unzähligen Kurven.
Irgendwann in der Nacht bekamen wir aber mit, dass wir über 4000 Meter eine frische Schneefahrbahn hatten, was mich nicht mehr ganz ruhig schlafen ließ. Aber wir waren nicht alleine, denn alle Busse der verschiedensten Unternehmen fuhren quasi in einer gemütlichen Kolonne durch die Winternacht. Kurz vor Beginn des Morgengrauen war dann aber erst mal Schluss, denn ein LKW stand quer und nichts ging mehr. Die schlauesten unter den Busfahrern dachten sich … - nein sie dachten nicht - sie fuhren einfach auf der linken Spur vor, vielleicht geht ja doch was. Zumindest gingen ein paar Meter. Nach Sonnenaufgang zeigte sich folgende Situation: jeweils zwei Spuren sich gegenüberstehender Busse und mittendrin ein LKW-Sattelzug quer. Als die Kameraden der Strassenerhaltung mit Schaufeln anrückten war es nach einer knappen Stunde möglich den LKW zu passieren, aber da standen sich ja jetzt die Busse gegenüber und dieses Problem zu lösen dauerte mit allem vorwärts- und rückwärtseinweisen nocheinmal gute drei Stunden. Offensichtlich haben dann alle gleichzeitig für sich zu denken begonnen und aufs koordinieren vergessen.
Statt 14 Stunden brauchten wir mit der gesamten Schneeverzögerung also fast 22 Stunden bis Cusco, kamen aber auch hier gut an.

Julia und Peter, die ja nur vier Wochen Zeit hier sind wollten die Zeit nützen und etwas mehr unternehmen. Während sie also eine viertägige Regenwaldtour in den Manu Nationalpark unternahmen, nahmen wir uns die Zeit Cusco in Ruhe anzusehen und etwas Reisepause zu machen bevor wir zum Machu Pichu aufbrechen. Stress beim Reisen wollten wir ja für das ganze Jahr vermeiden - so auch hier.
In der Zwischenzeit trafen wir auch Jordan und Adele aus Kanada wieder die wir schon in Paracas beim Ausflug zu den Islas Ballestas kennengelernt haben. Sie waren zwar in der entgegengesetzten Richtung unterwegs aber zur gleichen Zeit in Cusco wie auch wir. Was liegt also näher als das Reich der Inka gemeinsam zu erkunden.
Zuerst also zur Stadt selbst und ihrer Umgebung, deren Inkavergangeneit nur noch aus Ruinenresten besteht. Dafür kann sich aber die koloniale Bausubstanz sehen lassen. Trotz der Erdbeben der letzten Jahrhundete steht im grossen und ganzen alles sehr sauber und gut erhalten da. Mit der Masse an Touristen die täglich hierher kommen haben sich leider auch die Preise entsprechend entwickelt und auch das lästige Verhalten all jener die damit Geld verdienen. So leisteten wir uns auch ein Ticket um die künstlerisch und kulturell wertvollen Kirchen und die Kathedrale von Cusco von innen zu sehen. Freundlich bieten sich da am Eingang schon Führer an (zum Selbstkostenpreis versteht sich), die einem alles erkären können. Macht ja Sinn denken sich die Meisten und zahlen drauf. Glücklicherweise bekamen wir im vorhinein den Tipp, dass im Ticketpreis mehrsprachige Audioguides enthalten sind, man muss nur danach fragen denn die sind gut versteckt aufbewahrt und werden nicht angepriesen.
Auf unsere Nachfrage bekamen wir ihn auch sofort, wurden aber selbst gefragt woher wir wüssten, dass es diese Audioguides gibt. Und es hat sich gelohnt, denn so bekamen wir alles ohne Aufpreis ausführlich und auf deutsch erklärt.
Trotz diesem fahlen Beigeschmack des gemolken werdens hat es sich doch ausgezahlt ein paar mehr gemütliche Tage in Cusco (inkl. Cuy Nr.2 diesmal gebraten und nicht paniert) zu verbringen.
Apropos Meerschweinchen, hier noch ein kleines aber feines Detail zur Kathedrale von Cusco. Links vorne im Hauptschiff zeigt ein grosses Gemälde Jesus mit den zwölf Aposteln beim letzten Abendmahl. Eine klassische Abbildung die wir alle kennen, jedoch mit dem kleinen Unterschied, dass sich die Jungs hier für den besonderen Anlass ein Cuy servieren liessen!
Ist recht witzig anzusehen und hat den Hintergrund, dass die Eroberer und Missionare im Zuge der Christianisierung der andinen Bevölkerung die Geschichte mit lokalen Details bespickt haben um sie besser an den bzw. die Inka zu bringen - quasi ein PR-Gag.

Kaum waren Peter und Julia aus dem Urwald zurück packten wir unser Gepäck auf das notwendigste zusammen und machten uns auf, in vier Tagen zu sechst (4 x AUT und 2 x Can aber alle rot-weiß-rot) den Machu Picchu zu erreichen. Gebucht hatten wir bei einem Touroperator der einen sogenannten Alternativ-Trek zu dem, Monate im vorhinein ausgebuchten klassischen Inkatrail anbot.
Den ersten Tag am Rad, dann zwei Tage zu Fuss und am vierten Tag der Sturm auf die Ruinen.
Früh morgens von einem Kleinbus abgeholt, überraschte uns die Agency noch mit einer rot-weiß-grünen Verstärkung in Form der Mailänderin Marilena und ihrem römischen Apotheker Stefano. Die beiden sympatischen Italiener passten gut in die Truppe und wir machten uns auf den Weg. Von Cusco nordwestwärts über einen 4300 m hohen Pass und etwas weiter unten, auf 3000 m Seehöhe auf die Räder ca. 30 Kilometer alles bergab und die Hälfte davon auf Schotter. Ich wusste nicht, dass ich auch bergab schwitzen könnte, aber ein Riesenspass. Leider schien ein Rad ein unauffindbares Loch zu haben was uns ständig ein paar extra Aufpump- und Klebepausen kostete.
Gut durchgeschüttelt und einigermassen abgefüttert spielten wir ein Runde Karten bevor wir in die Horizontale auf Energiesparmodus schalteten.
Am zweitenTag, das war der 5. August, gab es zum Frühstück ein paar zuuufäällig aufgetauchte Tortenstücke mit Kerzen drauf um Katharina an ihren Bestimmertag zu erinnern! :-)
So gestärkt marschierten wir los, erst ein paar Kilometer Schotterstrasse entlang und dann durch ein paar Kokafelder bevor es auf den steilen Berghang ging. Hier wanderten wir eine Zeit lang auch auf einem originalen Inka Trail - überall wo einmal ein Inka ging ist es ein Inka Trail. Es gibt also mehrere in der gesamten Gegend, es ist aber nur einer wirklich gut vermarket.
Nach etwa sechs Stunden reiner Marschzeit (Pausen excl.) waren wir knapp 18 Kilometer weiter und erholten uns zwei Stunden in einer Therme am Weg. Genau das Richtige nach diesem Marsch. Dass die darauffolgenden letzten Kilometer zum Quartier in einem Bus erfolgten brauche ich hier nicht zu erwähnen, wohl auch nicht, wie schnell wir nach der Fütterung einschlafen konnten.
Den dritten Tag begannen wir gleich wie wir den letzten beendet haben, wir schliefen länger und nahmen uns für ein paar Kilo- und Höhenmeter einen Kleinbus.

Und auch zu diesem Bus muss kurz ich etwas schreiben. Neben dem Fahrer saß hinten noch ein Mann der während der Fahrt die Schiebetür zuhielt um sie nicht zu verlieren - sozusagen ein Zuhälter. ;-)

Am Ende des Schotters begannen dann die Schienen und wir marschierten immer entlang der selben ca. 10 Kilometer rund um unser morgiges Ziel. In Aguas Calientes angekommen unternahmen wir nicht mehr viel um wiederum Energie zu sparen, den am folgenden Tag ging es frühfrüh am Morgen aus den Federn. Abgesehen davon gibts auch nicht wirklich was zu sehen, denn dieses Dorf existiert nur für die mehreren hunderten, in der Hochsaison bis zu zweitausend täglichen Besucher des 400 Höhenmeter darübergelegenen UNESCO-Weltkulturerbes, was die Preise - egal wovon - auf ein übles Level treibt. Aber so ist das eben und auch wir sind ein Teil davon.

Die Helden unter uns hetzten kurz nach 4 Uhr zu Fuss in der Dunkelheit eine gute Stunde den steilen Anstieg hinauf und die … die … die … die Geniesser (Katharina und ich) nahmen um halb 6 den Bus und ersparten sich das finstere Rennen hinauf zu der Geheimnis umwobenen, sagenhaften, Ruinenstadt der Inkas.
Der Machu Picchu. Bekannt wie das Taj Mahal oder der Ayers Rock und so gut wie jeder kennt Bilder davon. Und als wir endlich oben waren sah alles auch irgendwie genau so aus wie auf all den bekannten Bildern, aber es ist irgendwie doch ganz anders. Es ist kein Bild es ist echt, faszinierend was Menschenhand hier vor Jahrhunderten geschaffen hat, was verlassen wurde und erst im beginnenden 20. Jh. (wieder) entdeckt wurde. Wir selbst sind am Vortag stundenlang unten herum marschiert und obwohl wir es wussten, gesehen haben wir es nicht. Ich kann die Faszination nicht wirklich beschreiben, ich versuch es auch gar nicht, aber ich habe es gesehen und genossen - und wenn wer in die Gegend kommen sollte empfehle ich es trotz der Kosten und der Menschenmassen auch zu besuchen.

Nach einer zweiten Nacht in Aguas Calientes traten wir unsere Rückfahrt mit dem Zug an. Gut zwei Stunden durch ein schluchtartiges Tal bis Ollantaytambo und von dort mit dem Bus wieder nach Cusco.
Müde und geschafft wie wir alle sechs waren, genossen wir ein kurzes aber gutes Mittagessen, verabschiedeten unsere kanadischen Honeymooner Adele und Jordan die noch am selben Tag ihren Rückflug in die Heimat antraten und begaben uns selbst in die Horizontale um tags darauf unseren Weg mit Julia und Peter in Richtung Puno an den Titicaca See fortzusetzen …

Hier gehts zu den zwei Alben von Cusco und Machu Picchu


Kommentare:
9 Kommentare zu "Unterwegs im Reich der Inka"
Markus W. am 12. August 2009 um 17:46

Jaja die “Zuhälter” kenn ich auch….*gg*


Markus W. am 12. August 2009 um 17:49

NEID:
Unter Neid versteht man das ethisch vorwerfbare, gefühlsmäßige (emotionale) Verübeln der Besserstellung konkreter Anderer. Fehlt es am ethischen Vorwurf, spricht man auch von Unbehagen gegenüber Überlegenheit, die man selber gerne hätte und nicht zu erreichen vermag. Will man Neid rechtfertigen, so ist eher von einem Streben nach Gleichheit die Rede. Wie andere Gefühle auch, hat der Neid Vorteile für den, der ihn hegt.


Niklas Fridolin am 12. August 2009 um 20:10

hallo katharina,

wollte nur kurz hallo sagen. freu mich schon wahnsinnig wenn wir uns kennen lernen?
wann seid ihr denn wieder im lande österreich?

bussi niklas


C am 12. August 2009 um 20:45

Super super super!!!


Dieter am 12. August 2009 um 09:55

Aber man kann nicht sagen, daß Ihr veil alleine unterweg´s seid,…;-)
Sooo viele neue Bekanntschaften, die Ihr da macht, jeden Tag neue Freunde,..
tolle Eindrücke, die Ihr da beschreibt!

Alles Liebe
Dieter und Antonia


d am 12. August 2009 um 23:53

Die Faszination kann ich mir sehr spürbar vorstellen, liebe Katharina, lieber Johannes … und, was den Unterschied macht, zwischen Bildern, die jede/r kennt, und dem DORT SEIN, sind … S,A,C wüssten jetzt sofort, was ich meine … die SCHWINGUNGEN ~ ich erlebe sie nicht überall und ich weiß auch nicht, wovon sie abhängen, aber ich weiß, wie sich´s anfühlt! Und DAS ist faszinierend und ergreifend!
Allerdings sind zu viele Menschenmassen schon störend.
Seid euch der Fülle bewusst, die ihr erlebt!
Bussis! :-)
(Noch 18 Tage!! * Heute, am 15.8., hat Filou 2. Geburtstag, in 4 Tagen wird Georg 30 … naja, Zeit ist relativ!)


d am 12. August 2009 um 00:14

Nochmals ich: jetzt hab ich mir alle Bilder angeschaut: SENSATIONELL (da bekomm ich ja schon auf diesem Weg etwas von der Faszination mit!!!);
andere wieder heiter und fröhlich … ;
insgesamt beeindruckend!
Nur die Schneephotos lösen eine kleine Depression in mir aus :-(

Danke für´s Mitreisen~können! + Bussi


Urwanisch´s am 12. August 2009 um 15:17

¡Hola!

Wahnsinn wie die Zeit vergeht! Jetzt ist der Countdown schon wieder auf der Homepage. Wir koennen uns noch so gut an den “ersten” erinnern! Geniesst die letzten Wochen noch ausgiebig!

Ursula und Klaus


Schwesterlein am 12. August 2009 um 20:23

Hurraaaaaa ihr kommt wieder und ich hab auch schon einen Flug gebucht!!! werd euch in empfng nehmen! ich freu mich schon soooo euch wieder zu sehen! schreib euch die Tage noch ein bissl länger, dickes Bussi und genießt euren Urlaub!!! BUSSI


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