Auf Wiedersehen Chile
geschrieben von Johannes (29. Juli 2009)

Uyuni/Bolivien, 3 Uhr früh, minus 10 GradC und die Frisur hält schon lange nicht mehr. Wie soll sie auch, wenn man die Alpacawollhaube seit Tagen durchgehend trägt.

Unser Bus in Richtung Chile liess uns Nachts im kalten Uyuni warten und fuhr erst mit einer knappen Stunde Verspätung los. Mit den eiskalten Eindrücken der riesigen Salzflächen von Uyuni im Gepäck verbrachten wir dann noch ein paar Stunden in diesem zügigen Bus - zügig nicht was das Tempo betrifft sondern die “Frischluft” von draussen. Geschätzte 200 Kilometer in vier Stunden auf Wellblechpisten durch die Anden bis zur Grenze. Heizung im Bus, wofür denn? Sind doch alle warm angezogen. Wir haben trotz Strumpfhosen, Jacken und Hauben so gefroren, dass wir einen Schlafsack auspacken und uns darin einwickeln mussten. Ich weiss jetzt warum die hier alle ständig Berge von Decken mit sich heruschleppen …

Mit dem bolivianischen Ausreisestempel im Pass, ging an der Grenze dann das Warten los. Zuerst auf den Bus aus Chile zum umsteigen, dann bis alle Hin- und Her-Reisenden mit Sack und Pack umgestiegen waren und dann auf die nicht so genaue aber sehr zeitraubende Zollkontrolle der Chilenen.
Bald war Mittag vorbei und wir fuhren weiter. Aber genau nur 500 Meter bis zum nächsten Wirt: Mittagspause für alle ob sie wollen oder nicht.
Um es abzukürzen: irgendwann ging es weiter, wieder knapp 200 Kilometer auf Wellblech oder schlechtem Asphalt im nächsten staubigen, und scheppernden Drecksbus nach Calama. Der Tag dauerte bis dahin schon 13 Stunden und ab hier hatten wir wieder das Glück der Zivilisation. Kaum angekommen erwischten wir einen ordentlichen, pünktlichen, sauberen, ruhigen, … aahhhngenehm-Bus der uns die restlichen 6 Stunden in hohen Norden Chiles nach Iquique brachte. Ein langer und anstrengender Tag im und um diverse Busse.

Plötzlich wieder auf Meeresniveu konnten wir die eigentlich recht schöne Stadt am Meer mit kurzen Hosen und Flipflops erkunden. So schön warm war es wieder, obwohl die Chilenen hier das Wetter winterlich kühl nennen und ihre dicken Jacken tragen.
Nach einer Hafenrundfahrt machten wir uns zur Abwechslung wiedereinmal mit einem Mietwagen auf. Der Mietwagenverleih hatte leider keinen seiner angepriesenen Kleinwagen zur Verfügung und so bekamen wir einen ordentlichen 4×4 PickUp zum Kleinwagenpreis.

In der Umgebung von IQQ besuchten wir den “Gigante del Atacama”, mit etwa 90 Metern die weltweit grösste Darstellung eines Menschen. An einem Hügel mitten im sandigen Nichts, wurden hier mit Steinen die Umrisse eines Medizinmannes dargestellt.
Das zweite Ausflugsziel war die “Oficina Salitera Humberstone”, eine ehemalige Salpeterabbaustätte, die wie viele andere Minen viel Wohlstand in den Norden Chiles gebracht hat, aber seit ihrer Schliessung 1961 zu einer Geisterstadt wurde, nachdem der Fortschritt auch die künstliche Herstellung von Stickstoffdünger ermöglichte. Diese Bergbau/Fabriksanlage war wie eine kleine Stadt in der zur Glanzzeit etwa 3500 Menschen (alle Arbeiter mit ihren Familien) lebten. Es gab eine Kirche, ein Theater, eine Schule, ein Schwimmbad, … eben alles was eine Kleinstadt so braucht.

Zu unserem persönlichen Abschied trafen wir am letzten Abend noch Alex einen Freund meines Bruders, den wir bereits bei unserer ersten Chilereise 2006 kennengelernt haben und der seit kurzem hier im Norden residiert.
Also ein sehr gemütlicher Abschluss für unseren diesmaligen Mehrfachaufenthalt in Chile.

Nach der kontinentalen Linkskurve in Uruguay folgt nun also wieder eine ordentliche Rechtskurve und es geht weiter (mit dem Bus) nach Arica wo auch schon ein peruanisches Collectivo auf uns wartet …

und hier gehts zu den Fotos


Kommentare:
4 Kommentare zu "Auf Wiedersehen Chile"
Antonia und Dieter am 29. Juli 2009 um 22:58

Von Eurem Supermobil (als Selbstfahrer) nun wohl auf den Busgeschmack gekommen ;-)
Alles Liebe, saugt, saugt, saugt Eindrücke, daß Ihr in Wien gaaaaanz viel erzählen könnt!!
Wir freuen uns schon auf Euch -
bunkern schon Wein um den Reiseberichtabend (irgendwann im Herbst) mit Euch durch zu stehen ;-)

Bussl
Antonia und Dieter


d am 29. Juli 2009 um 23:37

Sehr beeindruckende Photos! Katharina, es ist schön, dass du so glücklich aussiehst!
So toll ich euren Bericht finde, und dieser Weltteil spricht mich besonders an (also wesentlich mehr als Asien, bei aller Schönheit auch dort), die Strapazen so locker zu nehmen … ist schon was!
Ich habe heute mal einen “Schulvorbereitungstag” eingeschoben, … nach einem Gartenarbeitsanfall … die Erholung wirkt!!Und so genieße ich die Tage ~ und Constanzes Gegenwart! Bussis an euch, weiterhin alles Beste! :-)


Urwanisch´s am 29. Juli 2009 um 01:03

Hallo Ihr 2 Busfahrer!

freut euch, denn die Busse hier in Peru sind einen Hauch besser! Und die Temperaturen sind zwar auch frisch, aber immer noch ueber dem Gefrierpunkt…
Viel Spass also
Ursula und Klaus


Christa. u. Armin Fußenegger am 29. Juli 2009 um 18:07

Liebe Katarina, lieber Johannes! Wenn ich richtig gelesen habe, war ja wieder ein Geburtstagsfest. Katarina, nachträglich alles Liebe zum Geburtstag. Danke daß wir Euch auf Eurer Reise begleiten dürfen. Bei Euren Fotos und Berichten hat man den Eindruck mit dabei zu sein und doch zuhause im Wohnzimmer zu sitzen. Wir wünschen Euch für den Abschluß Eurer Weltreise noch eine schöne Zeit, kommt gut wieder heim - vielleicht treffen wir uns ja wiedereinmal bei der ÖWR - Johannes, vielleicht mit Katarina? Liebe Grüße Christa u. Armin


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