ein paar Stunden leichte Unfreiheit
geschrieben von Johannes (5. Dezember 2008)

Unsere inzwischen sechste auf dieser Reise ausgeborgte Mopeten haben wir in Mae Sai abgestellt und sind bei der Thai Immmigration ausgecheckt. Das war einfach. Dann sind wir über die Friendshipbridge marschiert und haben bei den Jungs der Myanmar Immigration Platz genommen. Das Wichtigste ging schnell - offizielle 10 US$ pro Kopf ohne Bestätigung in die Schublade des Chefs - und dann hats ein paar Minuten gedauert. Einige Daten aus unseren Pässen wurden abgeschrieben, wir photographiert und alles zusammen auf der “Entry Permit” ausgedruckt. Dieses Papier war ab sofort unser gültiges Reise- und Ausweisdokument für den Aufenthalt in der Stadt Tachileik und in deren Umkreis von etwa fünf Kilometern. Den Reisepass bekommen wir im Tausch gegen die Entry Permit bei der Ausreise wieder. - Auch eine Art seine Gäste unter Kontrolle zu halten.
In der Union of Myanmar eingereist kamen uns schon die ersten Strassenverkäufer entgegen und boten uns stangenweise billige, vermutlich gefälschte Markenzigaretten an. Das war gleich erledigt weil Nichtraucher. Ich ging gerade drei Meter hinter Katharina und mir gegenüber war das Angebot der selben Kerle sofort um einiges umfangreicher. Hinter vorgehaltener Hand und mit leicht schelmischem Grinsen wurden mir kleine blaue originalverpackte Pillen und sämtliches audio-visuelles Zubehör und Hilfsmaterial auf DVD angeboten. Nachdem sämtliche moralischen und katholischen Ablehnungsargumente meinerseits nicht halfen, musste ich diese Jungs nach vor zu Katharina schicken, um sie zu fragen ob ich das alles wirklich bräuchte oder ob sie es vielleicht sogar für mich kaufen würde. Das wollten sie dann doch nicht und liessen letztendlich wieder von uns ab.
Kaum war diese erste Front besiegt standen wir vor der TucTuc- und Fremdenführerfront, die uns alle gleichzeitig die Sehenswürdigkeiten der Stadt zeigen wollten. Wir konnten erfragen in welcher Richtung denn alles zu sehen sei und sind einfach losmarschiert. Nachdem Tachileik nicht so gross ist, sind wir auch gleich einmal auf ein buddhistisches Kloster gestossen und in dessen weiteren Umkreis auch auf den sehenswerten Rest, wie etwa die kleine dazugehörige goldene Stupa am Hügel oberhalb und ebenfalls dort in der Nähe, ein Nachbau der Shwedagon Pagode aus der Hauptstadt Rangun. Diese in unseren Augen recht grosse Stupa ist ganze zwei drittel kleiner als ihr Original und wurde erst Anfang der 90er Jahre hier gebaut, als Myanmar einen Anflug von Öffnung für den Tourismus versuchte und mehrere Plätze im ganzen Land begann sauber herauszuputzen, die für eine touristische Öffentlichkeit zugänglich sein sollten.
Am weiteren Weg zu Fuss kamen wir an einem sehr einfachen lokalen Wirtshaus vorbei, wo sich tagsüber Menschen um zwei lokale Fernseher versammelten um einerseits Fussball und andererseits einen Film anzuschauen. Eine Szene die in Europa wohl nur noch sehr wenige von uns erlebt haben.
Am lokalen Markt waren wir dann die einzigen Fremden und entsprechend interessiert wurden wir gemustert. Etwas essbares zu kaufen war wegen beiderseits fehlender Sprache schwierig aber letztendlich bekamen wir ein paar süsse teigartige Teile, die ganz frisch in nicht mehr ganz so frischem Fett herausgebacken waren für umgerechnete 30 Cent. Etwas triefend aber sehr gut und ziemlich billig.
Die Menschen waren alle sehr freundlich, aber da wir ja nur ein paar Stunden Zeit hatten war es schwierig wirklich mit Menschen in Kontakt zu kommen. Dazu kommt das Sprachproblem und wenn jemand gut Englisch konnte, waren seine Aussagen trotz aller Freundlichkeit ganz auf Regimelinie. Was uns auch extrem aufgefallen ist, war das Verhalten der Mönche uns gegenüber. Wenn wir sie mit einem freundlichen Lächeln und kopfnickend gegrüsst haben, reagierten sie gar nicht, sondern haben keine Miene verziehend einfach weggesehen. Was uns vermuten lässt, dass die Behörden speziell nach den Unruhen des vergangenen Jahres ein besonderes Auge auf die Klöster werfen und die Mönche daher mit jeglicher Kontaktaufnahme zu “frei reisenden Fremden” besonders vorsichtig sind.
Nach diesen unterschiedlichen, interessanten und schönen Eindrücken, die wir in wenigen Stunden sammeln konnten waren wir - wie schon so oft zuvor - wieder einmal zu der “eh klar” Erkenntnis gelangt, dass ein Jahr allein für Asien und alle seine Länder nicht reicht.
Also haben wir noch schnell unsere Myanmar-Entry-Permit Pässe fotografiert, sie am Grenzübergang gegen unsere echten getauscht und die Uhren wieder um 30 Minuten zurück auf die Thai-Zeit gestellt bevor wir uns auf der anderen Seite der Friendshipbridge mit unserer Mopeten wieder auf den Weg machten.
Ja und um es nicht zu vergessen, die bereits im letzten Eintrag erwähnte, in Chiang Saen ausgeborgte Mopeten hatte diesmal wieder nichts, womit wir das Punkteverhältnis (Panne : nicht Panne) bei sechs ausgeborgten Mopeds auf 3:3 verkürzen konnten.


Kommentare:
5 Kommentare zu "ein paar Stunden leichte Unfreiheit"
Johannes am 5. Dezember 2008 um 06:10

Guten Morgen und Quizfrage aus Thailand!

Wir haben heute den 5.Dez.2008 und das ganze Land feiert. - Aber was?
Wir tragen auf alle Faelle gelb obwohl nicht Montag ist und feiern froehlich mit!

Hinweis: Krampus ist es nicht.

Wer es weiss darf sich heute ausnahmsweise schon zum Fruehstueck ein Bier aufmachen. ;-)

lg - johannes


Markus am 5. Dezember 2008 um 08:36

So, das Bier ist geöffnet!
Liebe Grüße aus Wien, hier beginnt schön langsam der normale Weihnachtswahnsinn…

lgM


Alexander am 5. Dezember 2008 um 10:17

Der König hat heute Geburtstag, dass weiß doch jedes Kind !!!

Am 19.12. komm ich auch runter, ich hoffe es wird alles friedlich bleiben.

LG
Alexnader


d am 5. Dezember 2008 um 18:31

Komme gerade von dem dezimierten
(Ihr nicht dabei, Stanzi u Raphi fehlten :-( …)Essen bei G&P nach Hause; war sehr gemütlich, Aurelchen hat ihren 1. Besuch bei Großtante/Onkel verschlafen ~ komplett!
Habe euren Bericht, wie immer, mit großem Interesse verschlungen.
Bussi, Bussi und danke für eure Öffnung in die Welt!


ella am 5. Dezember 2008 um 22:57

bussal aus WIEN und
LG, ich ;)


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