Archiv für Juni, 2009
Wir sind wieder in Argentinien. Nach unserer Thermalwaschung im uruguayanischen Salto ging es wieder über die Grenze nach Concordia, wo wir mit etwas Glück noch am selben Abend einen Bus bekamen und uns ersparten die Nacht in der Stadt zu verbringen. Frühmorgens um fünf erreichten wir Posadas am Rio Parana und hatten wieder Glück um diese Zeit auch ein Zimmer in der Stadt zu finden. Also schliefen wir gleich einmal die fehlenden Stunden bis zu Mittag nach und spazierten am Nachmittag die Costanera, die Uferpromenade des Rio Parana mit Blick nach Paraguay entlang. Das Posadas touristisch nicht wirklich was hergibt kommt uns sehr entgegen, denn diese ruhigen Tage geben uns immer etwas Zeit und Ruhe erlebtes zu verarbeiten und niederzuschreiben, e-mails zu beantworten, zu lesen, … eben Ruhe zu haben.
Ähnlich wie in Montevideo ist die Stadt Sonntags sehr ausgestorben und es gibt auch nicht wirklich was zu sehen, also geniessen wir einen faulen Tag in der Sonne, die weiter norwärts wieder spürbar stärker wird. Nachts schläft Katharina zwar noch immer im Schlafsack, aber tagsüber hatten wir beide schon wieder unsere FlipFlops an.
“Zu früh gefreut” meinte der nächste Tag und regnete uns was vom Himmel. “Uns egal” konterten wir und liessen den Bus anregnen, der uns nach Porto Iguazu ins Dreiländereck Argentinien, Brasilien, Paraguay brachte.
Je mehr Regen jetzt, desto mehr Wasserfall nachher und deshalb fahren wir ja hin.
Wir wollten Regen - wir bekamen Regen, aber nicht ganz so wie wir uns das dachten. Am kommenden Morgen kündigte ein kleines hellblaues Loch in der dicken grauen Wolkendecke einen möglicherweise schönen …, nein, es kündigte gar nichts an. Die Wolkendecke blieb dicht, dunkel und fest verschlossen. Spät Vormittags sind wir dann aber doch in den Nationalpark auf der argentinischen Seite gefahren um uns die berühmten Iguazu Fälle anzusehen.
Wir beginnen beim sogenannten Teufelsrachen, dem grössten und mächtigsten der Iguazufälle.
Von der Endstation der kleinen Nationalpark-Bahn erreicht man ihn über einen gut 500 Meter langen Steg der zu einer Plattform führt.
Ruhe und Gelassenheit strahlt die Szenerie aus während man über diese enorme Wasserfläche spaziert, die der Rio Iguazu hier bildet, bevor er in 280 grösseren und kleineren Wasserfällen über eine mehrere kilometerlange und verwinkelte Geländekante mitten im Regenwald stürzt.
Trotz des Wetters ein sehr beeindruckendes Erlebnis die Kraft, Stärke und Macht des Wassers aus dieser Nähe zu erleben, das mit scheinbar unendlicher Wucht in die Tiefe stürzt. Wir sehen und hören und spüren es, denn einiges an Spritzwasser trägt der Wind auch wieder bis zur Aussichtsplattform herauf. Wir waren gewarnt und hatten die richtigen Jacken dafür an.
Resümee des ersten Tages: trotz des schlechten Wetters unbeschreiblich und das bei “nur” 70% des möglichen Wasserstandes.
Der Abend verlief dann passenderweise auch “flüssig” und dauerte gemeinsam mit zwei weiteren weltreisenden Pärchen aus Irland bzw. Holland etwas länger. Womit der Morgen des zweiten Tags nicht unbedingt Gold im Mund hatte. Nach dem Frühstück überredete uns das Wetter dazu noch eine weiter Runde zu schlafen, den mit Wolken kannten wir die Szene schon.
Gegen Mittag wieder erwacht überraschte uns blauer Himmel und prächtiger Sonnenschein, also sind wir flott aufgestanden, in den Bus und über die Grenze nach Brasilien. Im Nationalpark auf dieser Seite nähert man sich einen guten Kilometer entlang des Hanges parallel zum Fluss dem Teufelsschlund von unten an und mit jeder neuen Aussicht darauf wird er immer … bitte selber anschauen …
Und diesmal das prächtige Wetter dazu, wieder unbeschreiblich und zusätzlich sonnig!
Am dritten Tag in Iguazu zögerte der Sonnenschein nicht so herum und so wanderten wir nocheinmal auf der argentinischen Seite, auch ein paar Wege entlang die neue Ausblicke auch auf die restlichen grösseren und kleineren Fälle bieten.
Wer denkt das hat man doch alles nach zwei Stunden gesehen irrt. Jeder Schritt bietet dem Besucher ein neues und anderes Bild aus den verschiedensten Perspektiven.
Es muss ein noch unglaublicheres Erlebnis oder Abenteuer für die fremden (europäischen) Entdecker gewesen sein, die Iguazu Fälle das erste Mal zu sehen und damals gab es keine gut ausgebaute Infrastruktur wie rollstuhlgerechte Laufstege und Aussichtsplattformen, sondern nur dichten Jungel.
Ich habe ja noch nicht so viele - eigentlich noch keinen - anderen vergleichbar bekannten und grossen Wasserfall gesehen, habe mir aber sagen lassen, das z.b. die Niagarafälle dieses umfassende Programm nicht bieten. Ich lass das mal so stehen und setze sie einfach auf unsere Reise(wunsch)liste für die nächsten 120 Jahre.
Ein Wort noch zum Grenzübertritt zwischen Argentinien und Brasilien. Die Argentinier machen ihre Arbeit sowohl bei der Ein- und Ausreise sehr genau. Wer einen brasilianischen Stempel will muss sich da schon mehr bemühen. Denn unser Busfahrer hielt bei der Einreise nicht an und auf unsere Nachfrage meinte er nur sinngemäss: “passt schon, Wasserfall diese Richtung”.
Nachdem er das wohl täglich mehrfach macht wirds schon so sein vertrauten wir ihm. Um nicht zu riskieren, dass der Bus bei der Ausreise dann doch stehen bleibt marschierten wir bis zur brasilianischen Grenzstation vor und füllten erstmal die notwendigen Zettel für die Einreise aus. Nachdem wir dann inklusive Stempel auch am Papier in Brasilien eingereist waren stellten wir uns unmittelbar beim Ausreiseschalter wieder an und waren ca. 30 Sekunden nach der offiziellen Einreise auch schon wieder mit dem Stempel ausgereist. Ein herumstehender Grenzer hat das mitbekommen und erkundigte sich ob wir jetzt eigentlich rein oder raus wollten oder ob wir uns nicht auskennen - oder was? Offensichtlich dachte er, wir hätten keine Ahnung und stellten uns überall an, um auf Verdacht einfach einmal alles abstempeln zu lassen (es gibt ja wirklich saudumme Touristen). Wir erklärten ihm die Geschichte, dass uns der Busfahrer bei der Einreise nicht aussteigen lies und wir das jetzt brav nachholen. Darauf nickte er nur und wir waren ihm wieder egal.
Wer auf der Landwegseinreise nach Brasilien also seinen Stempel will muss sich schon mit Nachdruck darum kümmern, was auch sicher zu empfehlen ist wenn man wo anders z.B. über einen Flughafen wieder ausreisen will.
Den letzten Tag verbrachten wir dann in Puerto Iguazu selbst und nützten ihn für einen Ausblick über die Mündung des Rio Iguazu in den Rio Parana, die an dieser Stelle das Dreiländereck zwischen Argentinien, Brasilien und Paraguay bilden und am Abend stiegen wir wiedereinmal in einen Bus in Richtung Westen …
… und hier gehts zu den Fotos
Von Buenos Aires in den Nordosten Argentiniens zu fahren sind ganze 20 Stunden am Stück im Autobus abzusitzen, wenn man zwischendurch keinen Halt einlegt. Bei der Überlegung wo wir also unsere Fahrt sinnvoll unterbrechen, kamen wir zwangsläufig auf Montevideo in Uruguay, das ursprünglich ja nicht auf unserer geplanten Route lag, aber von Buenos Aires recht einfach zu erreichen ist. Es liegt ja “nur” die Mündung des Rio de la Plata dazwischen und diese 200 Kilometer sind mit dem Schiff in gut drei Stunden leicht zu bewältigen.
Nachdem wir uns die Argentinische Hauptstadt also noch zwei Tage länger zu Fuss und mit der U-Bahn erschlossen haben, die Viertel La Boca und Palermo gesehen, das Eva Peron (Evita) Museum besucht und was mich betrifft auch noch ein sehr gepflegtes Stück Rind vom Grill genossen haben, sind wir nach Montevideo geschippert.
Es war Samstag Mittag und die Stadt schien ausgestorben. Katharina hat in gewohnter Manier wieder im Voraus ein sehr nettes Hostal für uns ausgesucht und reserviert und bei der Ankunft bestätigte man uns, das die Menschen hier am Wochenende zu Hause sind und wir die Stadt auch wochentags sehen müssten. Das Hostal hatte erst seit Kurzem geöffnet (wir waren die allerersten Gäste aus nicht-Südamerika) und war damit auch eines der saubersten Unterkünfte bis dato. Es fiel uns also nicht schwer auch hier länger zu bleiben.
Um ein wenig ein Gefühl für eine Stadt zu bekommen braucht man auch ein paar Tage und so gingen wir es auch hier gemütlich mit einer geführten Stadtrundfahrt an und erwanderten uns die Details in weiterer Folge zu Fuss. Ähnlich wie schon in Buenos Aires hatten wir hier nicht das Gefühl in Südamerika zu sein, auch Montevideo macht einen eher europäischen Eindruck - logisch, kamen die Einwanderer auch alle von dort. Auf der Plaza Independencia standen gerade 140 zwei Meter grosse Plastikbären, die jeder für sich ein Land repräsentieren und jeweils von einem Künstler des repräsentierten Landes gestaltet wurden. Seit 2002 sind diese nun auf einer Tour um die Welt und so manche mögen sie da 2006 auch schon in Wien oder Kitzbühel gesehen haben. www.buddy-bear.com
Nachdem wir uns also auch noch an einem Wochentag davon überzeugen konnten, dass in Montevideo richtig Leben herrscht vollzogen wir nach der West-Ost Durchquerung Südamerikas in den vergangenen Wochen eine scharfe Linkskurve nordostwärts.
Knapp drei Stunden nur im Bus nach Colonia del Sacramento.
Nur ein Regionalbus - oje, dafür mit Klimaanlage - mhh gut, aber im Winter bei zehn Grad nicht nötig - oje, und das Gebläse so laut, dass es den Eindruck vermittelte jeden Moment explodieren zu wollen - oje.
3:1 für oje - aber auf uns als geübte und übermüdete Busreisende hat der monotone Lärm doch bald einschläfernd gewirkt.
Colonia hat eine sehr süsse und kleine Altstadt, sehr sauber, alte gepflasterte Gassen, ebenso alte kleine Häuser mit teilweise blühenden Blumensträuchern davor.
Auch auf den Leuchtturm durften wir für ein paar Pesos hinaufklettern und erhielten einen etwas dunstigen aber trotzden schönen Rundumblick über das Städtchen und den Rio de la Plata in der späten Nachmittagssonne. Am Hafen, oder besser am Häfchen, genossen wir auch die so ruhige Atmosphäre eines sonnigen Wintertages, der sich für uns wie ein warmer Frühlingstag anfühlte.
Die Menge der Touristen hier ist sehr überschaubar und die wenigen die hier sind scheinen fast nur aus Südamerika selbst zu kommen. Die Souvenirgeschäfte und das Angebot der Boutiquen lassen jedoch darauf schliessen, dass hier in der Sommersaison weit mehr und etwas kaufkräftigere Gäste auch vorbei kommen.
Für den Grossteil derer, die ihren Weg von B.A. über die riesige Rio de la Plata Mündung hierher finden scheint der Ausflug nach Uruguay mit diesen beiden Städten auch meist alles zu sein, abgesehen von den Argentiniern, die im Sommer an die hiesigen schönen Strände pilgern und uns, die wir den einzigen Bus weiter nordwärts nehmen und nach acht Stunden in Salto sind.
Etwa sieben Kilometer südlich davon liegt Dayman, ein kleines Dorf, das ausser ein paar Hotels, Hostals, Restaurants und einer Therme nicht wirklich etwas zu bieten hat. Genug aber für uns.
Wegen erheblicher Kurzfristigkeit hatten wir diesmal kein Zimmer reserviert, aber einmal angeklopft hatte Katharina nach wenigen Minuten vor Ort eines gefunden. Nachdem eingecheckt hatten und realisierten, dass trotz der Temperaturen auch noch ein paar hundert Gelsen das Zimmer mit uns teilen wollten, sind wir die Strasse hinunter marschiert und haben bei zwei weiteren Hotels gefragt. Die unmittelbar benachbarte 50€ Variante fiel für uns aus, dafür war das übernächste noch billiger als das Gelsennest. Es lebe der freie Markt und die vielen freien Zimmer der Nebensaison!
Dann folgten eineinhalb Tage im öffentlichen Gemeindethermalbad über die Strasse. Unter strahlend blauem Himmel genossen wir die faule Zeit in der Therme. Die Luft hat sicher nicht mehr als 8-10 GradC, aber in der Sonne konnte man auch ohne Bademantel sitzen. Diese Therme ist relativ weitläufig angelegt, hat mehrere Becken und viele Sitzgelegenheiten zwischen Büschen und unter Palmen.
Sehr, sehr angenehm und wir wieder sehr sehr sauber - quasi ausgekocht!
Zur abendlichen Futtersuche schlenderten wir eine Runde durch Dayman. Nach genau fünf Minuten waren wir durch und hatten alles, inkl. dem Souvenirmarkt gesehen. Im Steakrestaurant nahe des Hotels (alles hier ist nahe des Hotels) waren bis auf uns wenig bis gar keine anderen Gäste, dafür tönte Falco mit seiner “Jeanny” aus dem uruguayanischen Radio.
Das Frühstück machten wir uns auf der sonnigen Hotelterasse selbst, denn im ungeheizten Zimmer war es uns doch noch zu frisch, was sich in nächster Zeit ändern wird wenn wir weiter in die tropische Zone kommen und meine Flip Flops wieder mehr zu tun haben werden.
Nach einer Woche in Uruguay kann ich leider nicht viel mehr berichten, ausser dass es auf jeden Fall auf der Liste der Länder gelandet ist wo wir unbedingt wieder einmal hin wollen. Zu oberflächlich blieb unser Einblick und sehr viel Natürliches und Unberührtes muss es noch zu sehen geben sagt der erste Eindruck.
Was ich aber erwähnen muss, ist die Qualität des Gegrillten hier in Uruguay, das dem argentischen um nichts, aber um gar nichts nachsteht. Detailfotos davon gibts weiterhin aus Glaubensgründen keines.
Beim Anblick des vollen Tellers und angeregten Geruchs- bzw. Geschmacksnerven - so glaube ich - vergesse ich immer zu fotografieren …
Eine andere allgemein Südamerikanische Geschmackssache ist “Mate”. Nicht zu verwechseln mit dem australischen Mate, der damit so ziemlich jederman(n) als Kumpel bezeichnet. Nein hier ist es Tee, der mit einem Silber- oder sonstigen Metallstrohhalm (der Bombilla) meist aus einem ausgehölten Kürbis (dem Mate) getrunken wird. Dazu kommt das Teekraut in den Behälter und heisses Wasser wird einfach dazu geleert. Der erste Schluck ist also immer relativ streng, aber mit jedem weiteren Aufguss wirds leichter und es strahlt eine unglaublich genussvolle Gemütlichkeit aus. In Argentinien sitzt damit fast jeder zu Hause und schlürft es vor sich hin und in Uruguay hat auch auf der Strasse fast jeder seinen Mate in der Hand und die Thermosflasche mit dem heissen Wasser unterm Arm. Für den Weg zur Arbeit gibts dafür auch noch sehr schöne Ledertaschen in die das ganze Mate-Equipment hineinpasst.
Bei meinem ersten Chilebesuch 2005 habe ich es probiert und für grauslich befunden, aber die Gemütlichkeit hat mich dazu gebracht es wieder zu versuchen. Seit Rosario bin ich also auch ausgestattet und voll dabei, was mir anfänglich Schwierigkeiten beim Einschlafen bereitete. Nach der Unterweisung eines Einheimischen in Montevideo habe ich jetzt aber eine etwas mildere Mischung gefunden und mit dem “richtigen Kraut” kann ich auch wieder schlafen.
Genau das richtige für Kaffee verweigernde Nichtraucher wie mich.
In gewohnt gemütlicher Manier geht’s für uns jetzt wieder für ein paar Tage nach Argentinien zum Wasserschaun ins Dreiländereck …
und hier gehts zu den Fotos
Zurück von der Osterinsel verabschiedeten sich Ursula und Klaus von uns, mit denen wir in den vergangenen fünfeinhalb Wochen Neuseeland und Rapa Nui gemeinsam bereist haben. Für sie gehts, von Santiago erst einmal nach Equador und Galapagos (Neid Neid), während wir noch ein wenig faule Reisepause angesagt war.
Zu Ende Mai wo in unserer Heimat der schöne Frühling beginnt in den Sommer überzugehen und damit auch die kühlen Kommentare über den etwas zu langen Winter endgültig verebbt sind, hat uns hier der (vergleichsweise November-) Spätherbst fest im Griff. In Santiago bedeutet das um die 8 GradC und Smog, wenn die Sonne scheint gibts vielleicht 15 GradC und Smog und wenns einmal regnet auch 8-15 GradC und nur kurz ein bischen weniger Smog.
Aber nur kurz. Hust hust.
Aufgrund der Jahreszeit war unser Plan, hier nicht weiter südlich der Achse Santiago - Buenos Aires zu reisen was in Europa vergleichsweise der Linie Zypern - Gibraltar entspricht. Also noch lange nicht die Gegend mit dem “echten” Winter. Aber, wer sich erinnert, in Nepal lernten wir zwei deutsch/chilenische Freunde meines Bruders kennen, die uns einluden auch in den Süden zu kommen. Also ging es zu dritt mit meinem Bruder, mit dem Bus über Nacht in die Gegend von Temuco, rund 700 Kilometer südlich von Santiago in den Frühwinter. Kühle Tage mit wolkenlosem Himmel und viel Sonne, gemütlichem Zusammensein, spazieren gehen und wenns einmal doch geregnet hat, gab es das selbe Programm im Haus vor dem Kamin mit einem Gläschen Wein.
Der Urlaub von der Reise war also um ein weiteres langes Wochenende verlängert. Danke Karina und Andreas für die schönen Tage!
Wieder in Santiago bahnte sich ein Feiertagbedingtes langes Wochenende an, das auch mein Bruder nützte um zusammen mit uns schnell einmal für vier Tage über die Grenze nach Argentinien zu fahren. Eigentlich braucht man drei Stunden bis nach Mendoza, aber nachdem diese Idee auch hunterte andere frischluftdepperte Santiagoer hatten, war an der Grenze ein wenig Wartezeit angesagt. Ich kann jetzt nicht genau sagen ob die Kontrollen so genau waren, auf alle Fälle nahmen die Kerle an der Grenze ihren Papierkram so genau, dass jedes Auto gute zehn Minuten brauchte und wir daher trotz der fünf oder sechs Abfertigungsspuren siebeneinhalb (in Worten: siebeneinhalb!!!) Stunden warten mussten. Ein ganzer Tag dahin - aber nicht für uns. Mit zwei I-Pods voller Musik hatten wir unseren gesanglichen Spass im Stau und mit ein wenig biergeölten Stimmen auch die Autos rundherum. Die Stimmung war also trotz Warterei grossartig und nachdem das ungeduldige Stauende zu hupen begann, wurde es auf Bernhards Pickup-Ladefläche erst richtig lustig, im Takt der Hupen zu tanzen.
Letztendlich in Mendoza angekommen fasse ich das Wochenende nur kurz mit “Bier, Wein, Steak, wenig Tag und viel Nacht” zusammen. Für Bernhard ging es wieder zurück nach Chile und wir setzten unsere eigentliche Reise per Bus mit einigen Stops in Richtung Buenos Aires fort.
Erster Halt - San Luis: eine kleine Stadt die so wenige internationale Touristen sieht, dass hier keiner Englisch spricht, aber nachdem Katharina einiges an Spanisch kann schaffen wir es das Hostal zu finden, dessen einziges Doppelzimmer eher einer Gefängniszelle mit Stockbett gleicht. Der Besuch hat sich aber auf jeden Fall gelohnt, weil wir einerseits einen interessanten Ausflug in den Parque Nacional Sierras de las Quijadas mit seiner Grand Canyon ähnlichen Landschaft, majestätisch dahinsegelnden Condoren und den prähistorischen Dinosaurierspuren, gemacht haben und wiedereinmal besonders sympatische und lustige andere Reisende kennengelernt haben. Chris und Tracey einERseits aus England und anderSIEseits aus Australien. Leider fuhren sie bereits nach nur einem gemeinsamen Tag weiter nach Buenos Aires und wir mussten am Weg trotz beiderseitigem Fussballdesinteresses einen weiteren kleinen Stop machen.
Cordoba: Eine Stadt mitten in Argentinien die wohl kein Europäer wirklich kennt, aber wir Österreicher uns freuen, dass sie existiert und die unsere deutschen Lieblingsnachbarn noch immer in der Fussballseele schmerzt. Irgendwie konnten wir es selbst nicht glauben und es war ein bischen eigenartig als wir uns selbst plötzlich in einem Bus zu “dem” Stadion wiederfanden. Aber unser kleiner Plastikpassagier im Rucksack wollte einfach ein Erinnerungsfoto von sich an diesem, sagen wir mal “speziellen Ort” machen.
Cordoba als Stadt selbst hat uns nicht so wirklich in seinen Bann ziehen können und so sind wir einen Nachmittag in die Gemeinde Alta Gracia 30 Kilometer südlich gefahren.
Die gesunde ländliche Luft dort soll ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass in den 30er Jahren ein junges Elternpaar mit ihrem an Asthma erkrankten Sohn dorthin gezogen sind. Nachdem der Bub etwas später, nach seinem Medizinstudium mit einigen Fidelen Kameraden auf revolutionäre Weise in diversen Ländern zwischen Kuba, Südamerika und Afrika für soziale Gerechtigkeit gekämpft und damit bis heute einen nicht unumstrittenen Heldenstatus erlangt hat, kaufte die Gemeinde Alta Gracia kurzerhand dieses Haus und hat ein kleines aber feines Ernesto “Che” Guevara Museum daraus gemacht.
“Immer einen Besuch wert”, dachte sich auch sein Kumpel Fidel aus Havanna und ist im Juli 2006 mit seinem neuen besten Freund Hugo aus Venezuela auch hingefahren.
Dritter Halt - Rosario: um einiges hübscher und aufgeräumter als Cordoba. Argentiniens Flagge hat hier sogar das “Monumento a la Bandera”, als eigenes riesiges Denkmal hingestellt bekommen.
Als Detail am Rande muss hier erwähnt werden, dass der oben erwähnte kleine Ernesto in Rosario das Licht der Welt erblickt hat, es sein Geburtshaus aber nicht zu mehr als nur einem Informationsblechschild geschafft hat.
In der Zwischenzeit sind wir in der Hauptstadt Buenos Aires angekommen wo wir uns umgehend wieder mit Chris und Tracey (siehe San Luis) zusammengetan haben um mit ihnen gemeinsam die Stadt zu erleben.
Ein must-see für den Besucher hier ist eine der unzähligen Tango Shows und schlau wie wir sind, liessen wir uns nicht dazu verleiten in eine der touristischen Shows zu gehen sondern sind auf eigene Faust losgezogen etwas zu finden. Fündig wurden wir in einem kleinen Restaurant mit Bühne im eigenem Kellerlokal und das ausschliesslich einheimische Publikum gab uns recht. Auf den ersten Blick zumindest, denn die Show entpuppte sich als ein Liederabend mit der uns bis dahin unbekannten etwa 70 jährigen Marikena Monti, die Boleros, Tangos, Bossa Nova und mehr, gespickt mit ein paar Chansons von Edith Piaf zum besten gab. Eine sehr gute Stimme, aber nicht ganz exakt das, was wir dachten zu sehen. Dabei wäre es ganz einfach gewesen das übergrosse Plakat an der Eingangstür des Lokales erkennen.
Ja ja, schlau wie wir eben sind.
Dafür hat uns der 2007er Cabernet Sauvignon geschmeckt und den hatten wir ebenfalls selbst ausgesucht.
Die Schweinegrippe scheint für uns in Südamerika keine wirkliche Gefahr darzustellen, dafür hat uns seit dem Besuch eines leeren Stadions in Cordoba möglicherweise der Fussballvirus erwischt. Schon für den zweiten Abend in Buenos Aires hatten wir Tickets für des Match “La Boca Junior” (eines der beiden grossen Fussballteams der Stadt und des Landes) gegen “San Martin”. Wie es sich gehört schickte La Boca seine Gäste mit 3:0 nach Hause und die Hardcorefans boten uns eineinhalb Stunden lang eine Geräusch- und Stimmungskulisse wie es die Hütteldorfer nur in den letzten 15 Minuten schaffen.
Für mich auf jeden Fall eine Weltpremiere: mit 35 Jahren das erste Mal auf einem Fussballspiel. Für den Virus besteht damit also keine wirklich grosse Chance etwas anzurichten und der Ausrutscher ins Stadion ist wohl eher als ein touristischer Besuch einer südamerikanischen Kulturveranstaltung zu werten.
Nachdem wir mit Tracey und Chris einen Haufen Spass hatten und einige Nächte zum Tag werden liessen, haben wir unseren Aufenthalt in Buenos Aires doch auf insgesamt sieben Nächte verlängert um noch etwas mehr touristisch Sehenswertes zu erkunden.
Buenos Aires ist eine wunderschöne, recht moderne und saubere Stadt die einen eher europäischen als südamerikanischen Einduck macht.
Wir machen uns jetzt dann (am 06.06.) mit dem Schiff auf den Weg über die Mündung des Rio de la Plata nach Montevideo/Uruguay und kommen später noch mindestens zwei Mal nach Argentinien zurück.
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