Archiv für September, 2008

geschrieben von Johannes (30. September 2008)
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Seit wir die Kamele in der brütend heissen Sonne der Tharwüste zurückgelassen und sie wieder gegen Anil und sein Auto getauscht haben, mussten wir feststellen, dass Rajasthan gar nicht so gross ist wie wir bis dahin dachten.

Am Weg zwischen Jaisalmer und Jodhpur kamen wir an einem kleinen Auffahrunfall vorbei in dem ein Auto mit Touristen verwickelt war. Unser Fahrer blieb stehen da er offensichtlich den betroffenen Fahrer kannte und ging zu der Unfallstelle. Nach ein paar Minuten stieg ich auch aus um den jungen Franzosen zu fragen ob mit ihm denn auch alles in Ordnung sei, denn er stand in dieser Szene ganz allein zwischen knapp 20 Indern die die Situation diskutierten. Passiert war aber niemandem etwas, er war auch in Ordnung und so schien die Situation nach zehn Minuten ausdiskutiert. Alle stiegen wieder in ihr Auto, der Touri und sein Fahrer ins eine und die restlichen 18 ins andere. Das war aber kein Bus sondern ein ganz normaler Jeep. Unglaublich was alles in so ein Auto reingeht und die Türen dann auch noch zugehen. Oft sehen wir auch solche Autos ohne seitlicher Türen, wo rechts und links noch jemand zur Hälfte heraushängt und die Hecktüre offen ist weil noch drei auf der Stossstange stehend mitfahren. Ganz zu schweigen von stabilen (?) Dachträgern, die eine weitere Erhöhung der Passagierzahlen ermöglicht.

Am zweiten Tag in Jodhpur, der Stadt nach der die Reithosen benannt sind, spielt sich plötzlich jemand grob fahrlässig mit seiner körperlichen Unversehrtheit indem er von hinten meinen Rucksack ergreift …

Sein Glück das meine Reaktion schnell genug war und ich ihn als den Franzosen aus dem Unfallauto erkannte bevor seine Hand gebrochen war und dabei hat sich nur gefreut uns wieder zu sehen. Unterwegs war er gerade mit zwei deutschen Mädels, die froh um diesen Anschluss waren, da es, wie sie erzählten, für sie zu zweit ohne männlicher Begleitung nicht immer ganz einfach in Indien war.

Unser nächstes Ziel Ranakpur war im Vergleich zu den heissen Städten in und am Rand der Wüste wieder ein recht grünes Plätzchen, das eigentlich fast so ein bischen in einer Urwaldgegend lag. Der Tempel wegen dem wir hingefahren sind war in einer halben Stunde angeschaut und recht viel mehr gabs nicht wirklich, womit wir etwas Zeit für uns hatten, Zeit die wir nicht im Auto, in Palästen oder Forts verbrachten oder durch Gassen marschierten wo uns ständig jemand was verkaufen will. Dafür war es schwül und im Zimmer nur schwer auszuhalten. So saßen wir im Restaurantbereich unseres Hotels, würfelten uns die eine und die andere Pokerrunde aus bzw. spielten zu zweit Uno. Später kamen wir mit einem Paar aus Mexico ins Gespräch, das wir bereits am Morgen nach unserer Camelsafari einmal kurz gesehen hatten. Das kurze Tratscherl mündete in einen saugemütlichen gemeinsamen Abend bei Essen und Trinken mit anderen gleichgesinnten sympatischen Reisenden.

Im selben Hotel waren auch noch drei andere Pärchen bzw. Grüppchen verschiedenster Nationalitäten, die wir während der vergangenen Tage auch schon mehrfach gesehen hatten und die uns wieder über den Weg laufen sollten. Entweder gibts hier nichts anderes zu sehen als die Plätze die wir (und eben auch alle anderen) anfahren oder es ist tatsächlich noch so weit vor der Saison, dass eben nur die paar wenigen Grüppchen hier am Weg sind.

So machen wir fast jeden zweiten Tag mehrere Hundert Kilometer und überall treffen wir die selben nicht-indischen Gesichter wieder. Wenn man unsere Tour flächenmässig mit einer zwei wöchigen Rundfahrt durch Österreich inklusive Bayern, ganz Südtirol, Slowenien und Teilen von Ungarn und der Schweiz vergleicht wird einem erst bewusst was für Strecken wir hier zurücklegen, wie wenig wir trotz des dichten Programms noch immer sehen können, aber wie sehr ähnliche Routen doch alle nehmen.

In Udaipur wollte man uns an jeder Ecke die für hier ganz spezielle Miniaturmalerei zeigen, erklären und no-na verkaufen. Interessanterweise trafen wir ausschliesslich auf Künstler die natürlich alles ausschliesslich selbst und in den echten Farben arbeiteten und auf keinen einzigen Nepper, der uns Fremden die falschen mit chemischen Farben gemalten Werke andrehen will. Aber gewarnt hat uns auch jeder vor allen anderen … Na ja, so haben wir alle einzelnen bewundert und konnten beim besten Willen nicht über den Tisch gezogen werden weil wir halt auch einfach nichts gekauft haben.

Was war noch in Udaipur: Wir haben uns in einem knappen Tag alles angesehen was zu sehen war, die kleinen Angebote für was zum Rauchen freundlich abgelehnt, uns mit einem englischen Pärchen ausgetauscht, das wir schon in Jodhpur trafen, uns von einem Hindupriester seinen Tempel zeigen lassen, der auch in “James Bond 007 - Octopussy ” als Statist mit seinem Tempel zu sehen ist. Jetzt habe ich wieder einen Grund mir den Film nochmals anzusehen um das nachzuprüfen. Ja und der lebensmüde Franzose aus Jodhpur startete einen zweiten Versuch sich die Hand zu brechen - wieder nix, trotz Andreas Hofer. Ich entschuldige mich für meine schlechte Reaktion.

Hier in Udaipur hat es auch wiedereinmal weltuntergangsmässig geregnet, dass wir uns in etwa ausmalen konnten was Monsun bedeuten muss wenn der Regenguss nicht nach einer Stunde schon wieder vorbei ist. Einen grossen Vorteil hat es aber, diverse heilige Hinterlassenschaften werden dabei von den Strassen geschwemmt. Interessant ist auch der wasserscheue Strom dieser Stadt, der sich kurz nach Regenbeginn versteckt und eine viertel Stunde nach Ende eines Regengusses zaghaft aber pünktlich wieder aus seiner Steckdose kommt.

Wen wir in Udaipur leider nicht finden konnten waren Gala und Ivan unsere beiden Mexikaner, die aber uns haben aus der Entfernung mit einer Motor-Rikscha im Regen verschwinden sahen, wie sie uns im Amber-Palace in Jaipur versicherten, wo wir sie weitere zwei Tage später zufällig wieder trafen. Daraufhin verbrachten wir den restlichen Tag mit ihnen und haben in einem Stoffladen einiges probiert und angeschaut. Wobei es natürlich nicht geblieben ist. Unsere Maharanis fanden schöne Stoffe aus denen sie sich Saris und Punjabi Suits schneidern liessen während ihre Maharajas streng über die Qualität und die Preisgestaltung wachten. Dadurch ging sich für beide noch eine Decke bzw. ein Patchwork Wandteppich aus.

Maharajas Joe Singh y Ivan Singh

Maharajas Joe Singh y Ivan Singh

Den Träumen aus 1001 Nacht wieder entkommen, gings dann in der klassischen Touristentracht weiter durch die Stadt mit einem sehr interessanten und gut erhaltenen Observatorium, wo sehr schön nachvollzogen werden kann wie schlau der Maharaja von Jaipur vor mehreren hundert Jahren war und was er schon alles über Astronomie und Astrologie wusste.

Nach einem gemütlichen gemeinsamen austro-mexikanischen Tag mit reichlich gutem indischen Essen zum Abschluss verabschiedeten wir uns mit einer vielleicht-Verabredung für Südamerika oder sonst in Mexiko oder Wien in den nächsten Jahren oder schon am Tag darauf wo wir beiderseits am Weg nach Agra in Fatehpur Sikri stehen bleiben wollten. Stehen geblieben sind wir, aber dieser Platz war wohl zu klein um sich zu treffen.

Nicht so genau abgemacht und deshalb wohl geklappt hat unser Treffen dafür im Taj Mahal des Morgens um sechs in Agra, wo sich nicht nur die Beiden, sondern auch noch zehn andere europäische Gesichter unserer Rajasthantour wieder einfanden. Nur einer war vorsichtig und kam nicht! - genau, der Franzmann.

Was den Taj Mahal betrifft werde ich mir hier die Worte sparen. Einfach unbeschreiblich, jeder kennt ihn und wer da war wird mir recht geben wie beeindruckend dieses Bauwerk ist. Nur soviel an alle Männer: hier hat uns einer richtig was vorgelegt und sich echt was einfallen lassen für seine Frau - schnallts Euch an!

der Taj Mahal

der Taj Mahal

Nach 19 Tagen mussten wir uns in Agra von unserem Fahrer trennen und sind in das Abenteuer “Indian Railway” eingetaucht und auch hier spar ich mir einige Worte. Viereinhalb Stunden Bahnsteig sitzen und Ratten auf den Gleisen beobachten, die schmale aber eigene Liege mit dem Rucksack teilen, im “on-off-Stil” schlafen und im wunderschönen Morgenlicht die Landbevölkerung entlang der Strecke seelenruhig bei ihrem Morgengeschäft beobachten. Was für ein Anblick!

In Varanasi angekommen haben wir uns erst nach einer Dusche im Hotel und ein paar Stunden nachschlafen in die Stadt begeben.

Varanasi DIE Stadt am Ganges. Alle Bilder die man so im Zusammenhang mit DEM heiligen Fluss des Hinduismus kennt scheinen hier entstanden zu sein. Wiedereinmal sind wir beeindruckt was dieser Glaube alles möglich macht und wie überzeugt er Menschen handeln lässt.

Nicht allein aus anderem Kulturverständnis kommend, auch aus hygienischer Sicht ist das für nicht-Hindu-Gläubige nur sehr schwer bis gar nicht nachvollziehbar.

Eine 100 ml Wasserprobe dieses Flusses enthält laut unserem Führer 1,5 Millionen (!!!) Fäkalbakterien was einem toten Gewässer gleichkommt. Trotzdem fliessen weiter die Abwässer entlang der Stadt an 30 Stellen ungeklärt in den Fluss in dessen Wasser gebadet, gebetet und Wäsche gewaschen wird.

So bestaunen und bewundern wir vom Boot aus das Treiben an den Ghats, auch die rituellen Verbrennungen der Toten, während des sonst eigentlich sehr romantischen Sonnenaufgangs.

Lasst die Fotos einfach auf Euch wirken, die in den beiden Alben Indien 2 und Indien3 zu finden sind.


geschrieben von Johannes (25. September 2008)
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… so schnell kanns gehen und man ist nicht mehr alleine.

“Jaja, net aufpasst” werden jetzt einige sagen, aber das ist nicht richtig. Wir haben sehr gut aufgepasst und uns nicht irgendwen eingetreten, der jetzt einfach so mit uns mitreist. Nein, ganz im Gegenteil, wir haben uns die Sache sehr wohl überlegt und einige Zeit im Voraus geplant und daran gearbeitet und gehofft, dass es klappt.   -   Und es hat geklappt !!!

Einige von Euch wissen es ja schon und jetzt ist es - so finden wir - höchst an der Zeit es auch auf diesem Weg zu verkünden: Er wird - nein er heisst jetzt schon VITUS und weil er auch so einen süssen dicken Bauch, eine etwas grössere Nase und eine senstionelle Speckfalte im Nacken hat auch noch MOSTDIPF.

Jetzt werden zumindest die Öberösterreicher unter Euch wissen um wen es sich handelt. Es ist das nicht nur regional bekannte Maskottchen der Oberösterreichischen Nachrichten Vitus Mostdipf.

Und das ist er:

Vitus Mostdipf

Und der Hintergrund zu der ganzen Geschichte ist jener, dass es bereits des längeren ein Wunsch von ihm war doch einmal etwas mehr als Öberösterreich zu sehen und da hat er die Chance genützt und ist auf den “Burg-Stein-Zug” aufgesprungen um sich auch ein Jahr lang die Welt anzusehen. Für Ihn ist das dennoch keine reine Lust- sondern vor allem eine Arbeitsreise, von der er von unterwegs immer wieder Post an seine Redaktion in Linz schickt, die dann ab kommendem Wochenende jeden Samstag in den OÖN, oder im Internet unter “Ratgeber Reisen”  nachzulesen ist.

Unser Deal mit Ihm läuft folgendemassen: er teilt mit uns seinen gesamten Jahresmostvorrat und wir stellen ihm die Reiseinfrastruktur zur Verfügung.

Ansonstenen geht es uns sehr gut, wir sind nicht schwanger falls das jemand gedacht haben sollte und werden natuerlich aus unserer Sicht auch hier im Blog weiter berichten.

Alles Liebe aus Indien

Johannes  + Katharina + Vitus


geschrieben von Katharina (22. September 2008)
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hallo meine lieben.

Die tage verfliegen und wir sitzen wieder einmal im auto quer durch Rajasthan. Als wir vergangene Woche erfahren haben, dass in dehli sechs bomben hoch gegangen sind, hat uns das sehr traurig und natürlich auch nachdenklich gemacht. Wir haben nachdem wir davon erfahren haben, noch lange darüber gesprochen. Ich habe mich ein bisschen so gefühlt wie nach dem 11. September. Ich bin gespannt auf wessen konto diese anschläge gehen. Trotzdem oder gerade deswegen werden wir bis zum 26.september noch weiter in indien bleiben und unsere reise fortsetzen. Die letzten tage waren sehr aufregend und wir haben viel erlebt. Vom “rattentempel karni-mata tempel” bis zur kamelsafari und übernachtung in der wüste bis zum entdecken der verschiedenen städte wie amritsar, bikaner, jaisalmer, jodhpur, ranakpur, udaipur, …

Weiters möchte ich euch auch von unserem supernetten und symphatischen fahrer anil erzählen, er ist 29 jahre alt, verheiratet und hat 3 töchter. Anbei ein bild von ihm. Er ist nur als fahrer angestellt und das auto gehört nicht ihm. Er verdient nur wenn er fährt und ist nach einer 2-3 wochen tour genau 1-2 tage zu hause bevor es wieder los geht. Ich liebe es wenn wir uns miteinander unterhalten und er richtig herzlich lacht. Was er oft macht.

Anil unser driver

Anil - the best Indian Driver ever seen

Inzwischen sind wir in Agra wo wir uns morgen zum Sonnenaufgang den Taj Mahal ansehen werden, abends gehts dann mit dem Zug nach Varanasi und nach zwei Tagen dort weiter richtung Kathmandu in Nepal.


geschrieben von Johannes (14. September 2008)
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Unglaublich wie die Zeit vergeht … und mit unserem Fahrer sehen wir in der selben Zeit sicher das Doppelte von dem als hätten wir versucht alles selbst zu organisieren.

Was hat sich getan: In Dharamsala haben wir uns gefragt warum die vielen Tibeter und die buddhistischen Mönche andauernd Regenschirme mit sich herumtragen auch wenn ausser dem Nebel unter uns im Tal (wir sind hier auf fast 1800 m) keine echten Wolken am blauen Himmel zu sehen sind. Zwei Tage später als wir mit dem Rucksack zum Auto gehen wollten um die Weiterfahrt anzutreten bekamen wir vom Himmel eine dermassen plötzliche und feuchtnasse Antwort serviert, dass sich Anil mit dem Auto doch durch die engen Gassen gezwängt und uns direkt vorm Hotel abgeholt hat.

Ansonsten: den Dalai Lama haben wir leider nicht im Tempelkomplex rund um seine Residenz getroffen aber die unglaubliche Spiritualität die von solchen buddhistischen Orten ausgeht bzw. an solchen Orten herrscht hat uns schon sehr beeindruckt. - Om mani padme hum.

Was speziell mich noch auf einer ganz anderen geistigen- nein, Wellenlänge schon eher, sagen wir Funkebene erstaunt hat, war die relativ hohe Dichte der W-LANs im Ort der “Freunde der Gebetsflaggen” die es uns in einem Cafe sitzend ermöglichten unsere e-mails auf unseren Communicator herunter- bzw. wegen der Seehöhe eher zu uns heraufzuladen.

Es dürfte auch gerade soetwas wie ein kleines Volksfest im Ort stattfinden, da wir an einem Nachmittag auf soetwas wie einen Jahrmarkt mit Karussell, Schiessbuden, Bierflaschenfischen und Riesenschaukel gestossen sind.

Wieder durch noch unglaublicheren Verkehr und immer schlechtere Strassen sind wir weiter nach Amritsar geschüttelt und gebeutelt worden, wo der Stadtverkehr jenen von Delhi wie einen Kindergeburtstag aussehen lässt. Wir werden mit der Zeit aber ein Teil davon, passen uns an und bewegen uns auch zu Fuss genauso kreuz und quer durch wie alle anderen Mopets, Rikschas, TucTucs Autos, Ochsenkarren, hl. Kühe, Hunde usw. quasi homogenisiert in der Inhomogenität - so einfach funktioniert das.

In Amritsar selbst sollte jeder den goldenen Tempel gesehen haben - unglaublich schön inmitten des heiligen Sees um den täglich zig-tausende Pilger gehen. Schwer zu beschreiben diese Schönheit die das grösste Heiligtum der Sikhs darstellt. Vor dem Tempelareal heisst es Kopf bedeken, Schuhe ausziehen und Füsse waschen bevor Jedermann und Jederfrau hineindarf. Drin gehts nur mehr über weissen Marmor - weil nicht nur schön sondern auch nicht so heiss - um den Tempel vorbei an Tempelwächtern mit spitzen Lanzen, orangenen Gewändern und Turbanen (nein Langer, sie haben keine Leuchtstreifen drauf) und an pilgernden Sikhs die richtung Tempel betend ein Bad nehmen und einen stärkenden (?) Schluck daraus nehmen.

Mr. Spock würde sagen: “Unlogisch aber faszinierend!”

Selbiger würde vor Staunen und fassungsloser Fasziniertheit mit offenem Mund schweigen, würde er wie wir das Grenzschliessungszeremoniell an der 30 km westlich von Amritsar gelegenen indisch- pakistanischen Grenze besuchen.

Hier wurden auf beiden Grenzseiten Zuschauertribünen für gut 3-4000 Zuschauer gebaut die sich dieses unglaubliche Schauspiel täglich (!!!) geben. Wie im Fussballstadion feuern sie dabei ihre Mannschaft (die Grenzposten) an, die wie rivalisierende Gockel versuchen sich gegenseitig im männlich sein zu übertrumpfen und dabei so gleichzeitig wie möglich ihre Flagge einholen und das Grenztor schliessen. Echt unpackbar!

Sollte jemand wissen wollen wie viel ich schon fotografiert habe, die ersten 2GB sind voll, aber wir haben beide das Gefühl selbst noch öfters fotografiert zu werden als es selbst zu tun. Dauernd werden wir wie eine Attraktion um ein gemeinsames Foto gebeten. Vermutlich ist man hier noch nicht viele Touristen gewohnt und es kommen auch viele Inder aus Gegenden hierher die noch nie einen Weissen in Natura gesehen haben.

Weiter südlich in die Provinz Rajastan haben wir ob der sich um Welten verbessernden Strassenverhältnisse sogar die Ruhe während der Fahrt zu schlafen. Die Touristendichte steigt, mit ihr auch die Preise. Statt umgerechneter € 2,5- bis € 3,- zahlen wir hier schon mal € 5,5- für ein Abendessen zu zweit. Die Fotos mit uns werden auch weniger - vorbei ist das Celebritydasein.

In und um Bikaner gab es ein schönes rotes Fort, den dazugehörigen Palast und ausserhalb der Stadt wieder einen Tempel zu besichtigen, in dem als heilige Ratten reinkarnierte Geschichtenerzähler gefüttert und verehrt werden. Eneb und Ajdan das wär was für Euch. Wir haben uns das nur zu eineinhalb Teilen (ich/1 & Katharina/2) gegeben und ich muss zugeben damit war auch meine Grenze des Grauens erreicht. Aber nicht wegen der Ratten, nein ganz falsch wer das glaubt, es warat nur wegen der Barfussimtempel-Geschichte …

In Jaisalmer haben wir, Bausparer die wir sind, für eine Nacht Auto und Hotelbett gegen ein Kamel und Decke auf der Düne getauscht.

Nüchtern betrachtet klingt es nach Reisebüro-organisierter Touristenabfertigung, aber tatsächlich war es eines der Erlebnisse von denen wir lange schwärmen werden: Kamelritt, Wüstendorf, Adler, Antilopen, Wüstenfuchs, Sonnenuntergang, kochen und backen am offenen Feuer auf der Düne, besser Essen als im Restaurand im fast Vollmondlicht, Kamelherde (ca. 70 Stk.) um uns, nächtlich geschäftige Mistkäfer, Trommeln und singen mit unseren drei Cameldrivern, wachen und schlafen unterm Sternenhimmel, Sonnenaufgang, Teekochen, heimreiten, …

… die richtigen Eigenschaftswörter und ganze Sätze hab ich hierfür leider keine.

PS: es gibt endlich ein paar neue Bilder im Photoalbum!


geschrieben von Johannes (14. September 2008)
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Ihr Lieben,

wir saßen am Samstag Abend gerade in Jaisalmer in der Provinz Rajasthan beim Abendessen als uns unser Fahrer über die Bombenanschlagsserie in Delhi informierte. Zugegeben, das ist schon etwas anderes wenn man zeitgleich zu so einem Anschlag im betroffenen Land selbst, wenn auch hunderte Kilometer entfernt ist, als wenn man solche Vorfälle nur in den Medien in der eigenen Heimat, tausende Kilometer entfernt, via Kurzmeldung in den Nachrichten erwähnt bekommt. Wie es aussieht hat es zu Hause ja keinen besonderen Niederschlag in den Medien gefunden. Hier sind die Menschen doch einigermassen betroffen.

Wir wollen Euch damit nicht beunruhigen, ganz so zu tun als ob nichts wär, wäre auch nicht in Ordnung, denn die Geschichte erhält eine weitere Dimension wenn wir daran denken, dass wir in den knapp 24 Stunden die wir in Delhi waren ganz in der Nähe von drei dieser Anschlagsorte selbst waren.

Ein Klassiker des feigen Terrorismus: kurz vor Beginn der Tourismussaison Angst und Schrecken in einem Land zu verbreiten,  für das der Tourismus sehr wichtig ist.

Also, macht Euch keine Sorgen, uns geht es sehr gut, wir sind noch wachsamer als zuvor und vertrauen weiterhin dem lieben Gott, unseren Schutzengerln und Euer aller positiven GeDANKEn.


geschrieben von Katharina (10. September 2008)
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So jetzt kommt mein erster richtiger Blog. - Hallo Ihr Lieben. Auch ich möchte mich als erstes bei Euch allen ganz herzlich für Eure Hilfe und Unterstützung bedanken. Wir hatten soviel spass bei unseren abschieden und haben soviele schutzengel umd sonstiges brauchbares mit auf den weg bekommen wie z.b. den travelkopfpolster (danke ursula und klaus) und das grapefruit duschgel (danke eva - damit komm ich sicher eine weile aus und wie versprochen - man duftet köstlich und fühlt sich wie neugeboren. Dass wir gut angekommen sind und wo wir uns befinden - da hält euch johannes ja auf dem laufenden. Ich habe ein paar zusatzinfos für euch. Ankunft dehli am flughafen zwischen sechs und halb sieben, 30 grad. Unfassbar was man schwitzen kann. Essen sehr gut, viel vegetarisch mit linsen und bohnen, curry, reis und brot. Bis dato hab ich den gewünschten darmvirus gott sei dank noch nicht.

Essen Indisch

Essen für zwei zwischen 3 und 6 € und da ist dann auch johannes satt :-) allerdings kann man gar nicht soviel essen, da es so extrem heiss ist.

Eine anmerkung noch zum verkehr, wahnsinn, aber es geht sich doch immer wieder aus. Bin ich froh, das wir kein mietauto zum selberfahren haben - ich glaube johannes hätts gerne mal probiert.

Ich habe mir ja vor der abreise sehr viele gedanken gemacht und auch manchmal ob es denn nun wirklich die richtige entscheidung war wirklich so lang und weit weg zu fahren, aber jetzt wo wir unterwegs sind bin ich mir sicher, es ist auf jeden fall die richtige entscheidung. Es ist einfach unglaublich schön neues zu entdecken, menschen zu beobachten und kennen zu lernen. Jetzt nach der ersten Woche sind wir mittendrin statt nur dabei. Das ist’s einmal für den anfang von mir. I keep you posted…..


geschrieben von Johannes (5. September 2008)
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Zuerst einmal die Info an alle Besorgten: ja, wir sind gut angekommen, davor aber sind wir auch gut gestärkt weggekommen. Gestärkt mit zwei Flaschen Champagner bzw. Sekt auf nüchternen Magen - Gott sei Dank mussten wir nicht selber fliegen. Danke nocheinmal an alle die an uns gedacht haben und besonders jenen die (mit oder ohne Sprudl) auf den Flugplatz gekommen sind oder noch einen Kommentar, ein Imehl oder ein SMS geschickt und auch angerufen haben.
Den zum Teil tränenreichen Abschied hinter uns, hab ich mir beim Flughafenbilla noch quasi rituell ein Semmerl mit einer Erwachsenenportion Käseleberkäse genehmigt. Ein ganzes Jahr OHNE, da muss ich die Letzte noch mal richtig geniessen. Rauchenaufhörer werden das sicher nachvollziehen können.

Nach einem sehr angenehmen Flug sind wir am (Do-04.09.) frühmorgens um 0615 Uhr in Delhi gelandet und mit einem prepaid Taxi zu unserem gebuchten Hotel gefahren. Gebraucht haben wir dafür zwei ganze Stunden weil die Adresse nicht wirklich exakt angegeben war. Der Taxler war dann zwar mit der Zeit schon etwas unrund, weil prepaid ist eben schon bezahlt und er kann nicht unnötig zusätzlich was draufschlagen, aber wir haben ihn relativ in Ruhe weitersuchen lassen. Endlich angekommen haben wir das Zimmer ohne Fenster gleich einmal gegen eines mit getauscht und uns hingelegt. - Schlafen im eigenen Saft, es ist unglaublich schwül und hatte bereits in der Früh 30 Grad Celsius.

Da wir bereits im Vorfeld von einigen erfahrenen Indienreisenden gehört haben wie “schlimm” Indien und speziell Delhi ist, wurde unsere dementsprechende (negative) Erwartungshaltung nicht so erfüllt wie befürchtet.
Was nicht heissen soll, dass wir nicht auch seit der Ankunft mit viel Armut, Bettlern, Schmutz, … usw. konfrontiert wurden, aber wenn man sich darauf vorbereitet ist dieser Kulturschock nicht allzu gross.

Nachmittags haben wir uns zur New Delhi Railwaystation aufgemacht um ein Zugticket in Richtung Nepal zu lösen. Gesagt getan und wie es sich für den vorbereiteten Reisenden gehört, auch brav oben im 1. Stock im Office für internationale Touristen. Sehr freundlich sehr hilfsbereit. Danach gings zu Fuss ins angrenzende Viertel Paharganj durch die Main Bazar Road, vorbei an Kühen, Bettlern anderen Touris und Shops wo alles verkauft wird. Ein unglaubliches Gewusel an Leuten und auch noch ein paar andere Touris, nicht so wie in der Gegend um unser Hotel, wo wir die einzigen zu sein scheinen. Da diese enge Gasse aber noch nicht voll genug ist fährt auch noch alles durch was Räder hat, mit oder ohne Motor und in beide Richtungen.

Delhi - Main Bazar Road

auf der Main Bazar Road in Delhi (auf dem Bild fehlt nur die Kuh)

Am Weg haben wir uns für fünf Rupien von einem der tausenden dreirädrigen grüngelben Mopetautorikschas aufgabeln und auf den Connaught Place bringen lassen und sind ins staatliche Touristeninformationsbüro gegangen um uns ohne der Gefahr eines Nepps reisetechnisch beraten zu lassen.
Auf Nachfrage wurde uns hier bestätigt, dass aufgrund der Monsunregenfälle und eines Dammbruches in Nepal die Reise dorthin nicht zu empfehlen ist und möglicherweise nur erschwert oder auch gar nicht möglich sein könnte. Der Oktober  würde sich da viel besser anbieten. Also haben wir da eine Rundfahrt mit Auto und Fahrer von Delhi - Chandigarh - Dharamsala - Amritsar - durch Rajasthan (Bikaner - Jaisalmer - Jodhpur - Ranakpur - Udaipur - Jaipur und Agra) und ab Agra mit dem Zug nach Varanasi und erst von dort mit dem Bus nach Kathmandu. Das voreilig gekaufte Ticket, so wurde uns versprochen, wird für uns auf die Fahrt von Gorakhpur zurück nach Delhi umgebucht. Womit wir von heute (Do-04.09.) bis etwa 27. Sept. einen Plan haben bei dem wir uns incl. Fahren, Wohnen, Elefantenreiten und Kamelsafari um nichts mehr kümmern müssen. Wenn das alles  so klappen wird wie es sich anhört werden wir sicher in der möglichen Zeit mehr gesehen haben als wenn wir es selbstorganisiert hätten. Noch dazu sind wir mit dem eigenen Fahrer auch super flexibel und das Budget sprengt es auch nicht.
Nach einer 34 Grad Celsius schwülheissen Schwitznacht sind wir heute (Fr-05.09.) bereits um 0700 Uhr früh ohne Frühstück nach Norden losgefahren. Der Verkehr ist auch über Land ein Wahnsinn - habe ich schon etwas zum Verkehr gesagt? Also wer glaubt am Gürtel oder der Südosttangente in Wien zu Spitzenverkehrszeiten die Hölle zu kennen, der soll eher nicht hierherkommen. Wer allerdings die Herausforderung und das Abenteuer sucht ist hier goldrichtig, denn hier hat er echte Gegner auf der Strasse und muss ausschliesslich nach Gehör fahren. Verkehrsregeln gibts nicht oder es hält sich keiner dran und den Linksverkehr erkennt man nur an den rechtsgesteuerten Autos. Nichtsdestotrotz konnten wir beide auch während der Fahrt im Auto etwas schlafen und mit der Zeit wirkt das dauernde Getöse der Hupen  auch irgendwie beruhigend. Frei nach dem Motto: Wenns hupt wird man wenigstens gesehen und die Seitenspiegel klappen wir ein, dass mehr Platz auf der Strasse ist.
Mittags in Chandigarh angekommen haben wir das Hotelzimmer bezogen und uns in einem Supermarkt um die Ecke was zum essen gekauft und sind nach etwas Ruhe mit Anil unserem Fahrer durch die Stadt gefahren. Zu sehen gab es den Nek Chand Rock Garden und den vom Stadtarchitekten Le Corbusier ebenso wie die gesamte restliche Stadt künstlich angelegten Sukhna See.
Die bewölkung am Nachmittag hat es schon ein wenig angekündigt und so erwischte uns am Heimweg beinahe eine deutsche Teenie Band. Doch wir waren schneller und mussten somit nicht “durch den Monsun”. Mal sehen wie uns der Monsun, der von Juli bis September dauert, hier im Norden bzw. in Rajastan betreffen wird.

Morgen gehts erstmal weiter nach Dharamsala …